ETO-Produktkonfiguration

Je anspruchsvoller die Produkte, desto klarer wird, dass technische Produktregelwerke als Einheit behandelt werden müssen. Das Konglomerat von Regeln, das ein ETO-Produkt beschreibt (  Die Gesamtheit dieser Regeln macht das Produkt aus: Wer dieses Regelwerk kennt, kann das Produkt herstellen. ) nennen wir der Kürze halber »Produktkern«.

Die Fragmentierung der Produktregelwerke über verschiedene Systeme (CRM, ERP, CAD, PIM, EDM, PDM,...) führt zwangsläufig zu Redundanz und Ineffizienz. Aus diesem Grund wurden ETO-Produktkonfiguratoren erfunden:

Die Strategie des Produktkerns

Die Strategie der ETO-Produktkonfiguration ist die Modellierung eines Produktkerns, der die (immer eng verflochtenen) technischen Regelwerke des Produkts – konstruktive, technologische [1] und strategische [2] – beinhaltet. Die wesentlichen Aufgaben des Produktkerns sind:

  • Automatisierung der Konstruktionsprozesse und CAD-Automation [3]
  • Zusammenspiel mit den angrenzenden Systemen [4]
  • Bereitstellung eines digitalen Produktmodells [5]

Anmerkungen

[1]  Jede Konstruktion ist auf bestimmte Technologien (fallweise auf einen konkreten Maschinenpark) ausgerichtet. Konstruktive und fertigungstechnische Regelwerke sind daher als Einheit zu begreifen. Technologische Informationen im ERP-System (z.B. Stücklisten, Arbeitpläne) sind in der Konstruktion redundant vorhanden.

[2]  Strategische Regelwerke sind z.B. die Bevorzugung oder Vermeidung bestimmter Varianten oder die Unterscheidung von Benutzergruppen hinsichtlich Eingabemöglichkeiten im Front-End.

[3]  Die ingenieurtechnischen Königsdisziplinen: Bei der Modellierung technisch anspruchsvoller Regelwerke und insbesondere bei CAD-Automation ist customX herausragend.

[4]  Typische Aufgaben des Zusammenspiels sind die Fernsteuerung des Produktkonfigurators (durch ein steuerndes System) oder die Übergabe von Stücklisten und Ergebnisdokumenten an CRM/ERP, ... s. dazu customX integrieren

[5]  Das digitale Produktmodell von customX enthält alle Produktinformationen bis zur 3D-Koordinate der kleinsten Schraube. Alle Informationen können über eine API abgerufen werden, z.B. die Ergebnisse einer in die Produktstruktur integrierten Berechnung oder die Abmessungen einer automatischen Konstruktion.

Der Workflow bei Einsatz eines ETO-Produktkonfigurators

Ein prototypischer Zielprozess ist anhand der folgenden Grafik erläutert:

Workflow bei Einsatz eines ETO-Produktkonfigurators: Der Staffellauf der PNR im Zielprozess

Der Staffellauf der PNR im Zielprozess
In der nachfolgenden Erläuterung ist »Produktkonfigurator« durch »PK« abgekürzt:

PNR : Die Projektnummer referenziert das im PK-Dialog eingegebene Produkt bzw. Projekt. Die PNR wird über Systeme und Bearbeitungsphasen hinweg weiterbearbeitet und verfeinert. Die PNR liefert originär die jeweiligen Daten für Shop-, CRM-, ERP- und PLM-System.

Konkret beinhaltet eine PNR die Eingaben im PK-Dialog, den Eingabedatensatz (datentechnisch sind dies nur wenige Kilobyte). Über die Systeme hinweg wird der Eingabedatensatz kontinuierlich weiterbearbeitet, auch wenn die PNR systembedingt andere Werte erhält.

Shop : Der Web-Shop ist für jedermann zugänglich – der Kunde konfiguriert selbst. Bei einer Anfrage wird der Eingabedatensatz (PNR) im CRM-System weiterverarbeitet. Ein Shop-System kann eigene Dialoge redundanzfrei realisieren.

D.h. das Shop-System enthält keinerlei Produktlogik: Der Shop-Dialog kommuniziert dazu mit dem Produktkern und erhält z.B. die Information, welche Eingabegrößen mit welchen Wertebereichen abzufragen sind. Auch die customX-generierte Dialoggrafik kann verwendet werden.

CRM : Im CRM- oder CPQ-System ist das ETO-Produkt Gegenstand eines Angebots. Der ETO-PK ist ein Funktionsmodul des CRM-Systems für die konsistente Erfassung des ETO-Produkts. Geliefert wird eine (Preis-) Stückliste und Ergebnisdokumente, die in das CRM-System übertragen werden.

Im klassischen Configure-Price-Quote-Prozess übernimmt das ETO-Funktionsmodul nur das »Configure« und liefert eine regelkonforme Artikelliste. »Price« und »Quote« werden wie gehabt im CPQ- bzw. CRM-System ausgeführt.

ERP : Im ERP-Fertigungsmodul hat das ETO-Produkt einen Fertigungsauftrag. Der ETO-PK liefert die PPS-Daten (zum geg. Fertigungsauftrag): die Fertigungsstückliste und die dort referenzierten Fertigungszeichnung, evtl. ein Arbeitsplan und NC-Daten. Eine erneute Fertigung erfolgt nie.

Die erneute Fertigung eines ETO-Endprodukts ist generell problematisch: die Produkte werden kontinuierlich verbessert und an Martanforderungen angepasst oder es wird eine neue Maschine eingesetzt... Dies kann dazu führen, dass eine erneute Fertigung nicht gewollt oder gar unmöglich ist.

Kein Problem für den ETO-PK: mit dem unveränderten Eingabedatensatz, d.h. für die geg. PNR, werden ganz einfach die PPS-Daten mit dem aktuell gültigen Produktregelwerk erneut erzeugt.

PLM : Die Auftragsfertigung stellt generell geringe Anforderungen an ein PLM-System, da ein einmal gefertigtes und ausgeliefertes Produkt nicht mehr verändert wird und auch nicht erneut gefertigt wird (s.o.). Ein Eintrag im PLM-System erfolgt zeitgleich mit der Einlastung im ERP-System.

● Der Aufgabenbereich des ETO-PK endet mit der Einlastung im ERP.

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Dipl.-Ing. Bernhard Müllen

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